Einige von euch werden mitbekommen haben, dass ich gerne mal den PC als die dominierende Plattform darstelle. Dabei besitze ich eine lange Liste an Konsolen die sich bei mir bis unter die Decke stapeln. NES, N64, 2 Dreamcasts, 2 Gamecubes, PS1, PS2, PS3, 3 Xbox 360 und bei den Handhelds sieht es nicht viel anders aus. Doch woher kommt die Glorifizierung des Heimcomputers in letzter Zeit? Basiert sie auf einer fundierten Meinung oder ist sie nur das typische Geblubber eines verprellten Fanboys? Erklärungsversuche folgen.

 

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Seit der E3 2013 bin ich von der sogenannten „Next-Gen“ enttäuscht. Eine lange Zeit hielt ich die Vielfalt-Armut der bis dahin präsentierten Titel für den Grund. Shooter und Action. Waffen und Brutalität. Blut und Morde. Das waren die Kernmerkmale, die sich durch die Präsentationen von Sony und Microsoft wie ein roter Faden zogen. Hinzu kam die Tatsache, dass die gezeigten Spiele so oder in annähernd ähnlicher Qualität auch auf der bis dato aktuellen Generation hätten laufen können. Ich war empört, wie ich auch in meinem bersi brabbelt zur E3 2013 kundtat. Für mich kam keiner der neuen Konsolen zum Launch in Frage.

Auch 2014 wurde ich noch nicht überzeugt. Thematisch knüpfen die für 2015 angekündigten Spiele an 2013 an. Diese düsteren und gewaltverherrlichenden Spiele locken mich derweil nicht hinterm Ofen vor. Ich fahre momentan mit vielen Nintendotiteln einfach besser. Egal ob Kirby Triple Deluxe für 3DS oder Mario Kart 8 für Wii U. Die Spiele machen einfach Spaß, ohne dass ich viele Gegner töten muss.

brokoli

Kirby Triple Deluxe: Macht Spaß auch ohne viel Gewalt.

Doch nach der diesjährigen E3 und dem Launch von Watch_Dogs bin ich skeptisch geworden. Irgendetwas fühlte sich merkwürdig an. Kann es wirklich nur an den gewählten Spielegenres liegen, dass ich den Umstieg meide? Speziell das Grafik-Debakel um die PC Version von Watch_Dogs machte mich dann stutzig. Für diejenigen die nicht im Bilde sind ein kurzer Exkurs:

Watch_Dogs für PC ist ein technisches Desaster. In maximalen Einstellungen läuft es nur auf einem High-End Rig bestehend aus zwei GeForce Titan im SLI Verbund mit 16 GB RAM annähernd flüssig. 60 Frames sind Obergrenze. Auflösungen über 1080p fast ein Ding der Unmöglichkeit. Und das, obwohl die Grafik im Vergleich zur 2012 gezeigten E3 Demo wie ein feuchter Furz wirkt. Sieht man sich beispielsweise dieses Vergleichvideo der E3 Demo von 2012 und der Releaseversion an, kippt die Kinnlade nach unten. Unterm Strich sieht sich Ubisoft den selben Vorwürfen gegenübergestellt, wie seinerzeit Gearbox zum Release von Alien: Colonial Marines.

Wer jetzt allerdings denkt, dass die Geschichte hier bereits aufhört, der irrt. Die Shader und Effekte der E3 Demo sind allesamt noch in den Dateien der PC-Version enthalten und wurden nur Softwareseitig deaktiviert. Clevere Modder haben in den Programmzeilen gestöbert und haben bereits eine lauffähige Mod veröffentlicht, die diese Effekte freischaltet. Aber nicht nur das! Die Mod verbessert auch die Stabilität des Spiels. Man möchte sich an den Kopf packen.

An dieser Stelle begann ich mich zu fragen welche Intention eine Firma wie Ubisoft haben kann solch einen Schritt zu gehen. Kunden wurde 2012 eine Demo präsentiert, die um Welten besser aussah, als das fertige Spiel zum Release. Selben Kunden wurde dann die grafisch beschnittene Version verkauft, die deutlich instabiler läuft und die Optionen wurden einfach so im Programmcode gelassen.

Wer jetzt meint das ganze könnte damit zusammen hängen, dass Watch_Dogs auch auf Xbox One, PS4, 360, PS3 und Wii U erscheint, der ist auf einer ganz guten Fährte.

 

BUT WAIT THERE IS MORE!

Doch was hat die „Next-Gen“ jetzt mit PC-Settings zu tun? Vieles! Wenn nicht sogar alles. Betrachten wir Konsolen mal aus verschiedenen Blickwinkeln.

 

Der Endkunde:

Für den Endkunden stellen Konsolen heutzutage die einfachste Methode dar mit ihren Freunden Videospiele zu konsumieren. Sie sind einfach zugänglich, sie erfordern kein großes Technik Know-How und jeder hat die selben Voraussetzungen. Es sind einheitliche Controller, jedes PS4 Spiel läuft auf jeder PS4. Als Kunde brauch ich mich nicht auskennen, wenn ich mir eine Konsole kaufe. Und genau das möchte ich als Kunde. Natürlich gibt es auch hier wieder Ausnahmen, doch überlegt einmal: Wollt ihr alle technischen Details eurer Waschmaschine kennen? Wollt ihr wissen wie ihr die Benzineinspritzung bei eurem Auto ausbauen könnt? Nein!

In den wenigsten Fällen wollen Kunden das. Die Masse will kaufen, anschließen und benutzen. Und genau dieses Gefühl bieten Konsolen wohingegen man bei einem Gaming PC geradezu mit einer Masse an verschiedensten Komponenten überhäuft wird. In diesem Hardware-Wirr-Warr nicht den Überblick zu verlieren ist nicht leicht. Zumindest, für den Otto-Normal-Konsumenten.

 

Der Hersteller:

Aus der Sicht der Hersteller sind Konsolen vor allem eins: Kostspielig. Konsolen werden zum Launch grundsätzlich unter Herstellungspreis verkauft. Sie sind ein Minus-Geschäft. Geld verdienen Sony und Microsoft erst durch die Lizenzierung und den Verkauf von Software. Diese fangen erst nach einigen Jahren an die Konsolenherstellungskosten zu tragen. Doch aus dieser Zeit ergibt sich ein Problem: Die Hardwarewelt ist schnelllebig. 250GB, 500GB, 1000GB, 2000GB, 3000GB. Festplatten werden immer größer, Prozessoren immer schneller, Grafikkarten immer besser.

Alle 2-3 Jahre eine neue Konsole herzustellen wäre finanziell nicht machbar und auch marketingtechnisch nicht vertretbar. Denn vergessen wir nicht: Kunden wollen Hardware kaufen und Ruhe haben. Würde man ihnen jedes Jahr ein Hardwarekit zum upgraden anbieten müssten sie sich wieder mit der Materie beschäftigen und der Grundsatz, dass jedes Spiel auf jeder Konsole läuft wäre nicht mehr gewährleistet.

Nein. Die einzige Möglichkeit um mit Konsolen Geld zu verdienen ist sie auf einen langen Zeitraum auszulegen. 6-8 Jahre mindestens. Lieber 10-12 Jahre. Doch wie? Wie rechtfertigt man 10 Jahre alte Hardware und immer bessere Spiele? Na ahnt ihr es?

 

Der Entwickler:

Wie kann ein Videospielentwickler als Partner von Konsolenherrstellern sicherstellen, dass:

  1. der Lebenszyklus einer Konsole lang genug ist?
  2. neue Hardware keinen großen Einfluss auf Videospielentwicklung hat?
  3. Kunden konsequent zufriedengestellt werden?
  4. immer neue Anreize geschaffen werden um den Verkauf neuer  — teils jährlich erschneinder — Spiele zu rechtfertigen?

 

Könnte es sein, dass die Evolution von Grafik hier ein gewichtiger Faktor ist? Ich weiß, dass dies jetzt sehr nach Illuminati-Verschwörung klingt, doch wenn man sich vergangene Generationen anschaut sieht man, welche Entwicklung die Grafiksprünge auf einer Konsole möglich sind.

brokoli

Grafiksprünge zu Beginn und Ende einer jeweiligen Konsolengeneration.

 

Wäre es also möglich, dass Firmen wie Ubisoft absichtlich die Grafik runterschrauben? Könnte es sein, dass uns eine grafische Entwicklung nur vorgegaukelt wird? In einschlägigen Foren und Magazinen wird immer davon berichtet, dass Entwickler sich erst an die neuen Plattformen gewöhnen müssen. Die Architektur sei neu und müsse erst erforscht werden. Wirklich?

Zum Launch einer Konsole arbeiten Entwickler bereits 4-5 Jahre an Titeln für diese Konsolen. Man ist also nicht in der Lage in der Zeit diese Architekturen zu beherrschen? Zumal Playstation 4 und Xbox One doch damit werben, dass sie vom technischen Standpunkt aus dichter am PC dran sind und Portierungen um einiges einfacher sein sollen. Heißt das nicht im Umkehrschluss, dass die Entwicklung für PC und Next-Gen ziemlich einheitlich sein müsste?

Woher kommt es, dass Spiele wie Battlefield 3 und 4 sowohl auf Playstation 3 und 4 laufen, das neu angekündigte Hardline exakt genau so aussieht wie Teil 4, die Battlefield-Serie auf der Wii U aber angeblich nicht möglich ist und das obwohl alle drei Spiele die Frostbite Engine nutzen, die auch in Need for Speed Most Wanted Verwendung findet, welches wunderbar auf der Wii U läuft?

Welchen Teil von diesem Lügenmärchen soll ich denn jetzt glauben? Wieso ist die Engine in Sachen PS3 Last-Gen tauglich, in Sachen Wii-U aber angeblich nicht (obwohl sie es ja erwiesenermaßen ist). Und wieso benötige ich für Hardline eine PS4, wenn selbe „Grafikpracht“ doch auf der letzten Gen darstellbar ist?

Die Vorwürfe, dass Konsolen den Fortschritt aufhalten würden, existierten schon vor PS360-Zeiten. Sie taten es damals und sie tun es heute noch. Doch viel wichtiger als das ist die Tatsache, dass Firmen dies immer weiter vertuschen auf Kosten viel weiter entwickelter PCs.

Konsolen sind schon längst Lead-Plattform geworden wenn es um die Entwicklung von Multiplattformspielen geht. Ihnen wird die größte Bedeutung zugeschrieben. Das ist auch völlig in Ordnung. Nur warum muss der PC unter dieser Dominanz leiden? Auf ihm sind grandiose Dinge wie spielen in 4K Auflösung bereits möglich. 60 Frames gehören zum Standard-Repertoire, während PS4 und X1 noch immer nicht in der Lage sind konstante 60 FPS bei 1080p zu zeigen.

Und genau deshalb werde ich mir auch in naher Zukunft keine Konsole kaufen. Nicht weil die Spiele so grandios schlecht sind, sondern weil es eine Verarschung am Kunden ist 500€ für Hardware zu verlangen, die nicht in der Lage ist aktuelle Standards darzustellen und künstliche Lebenszyklen zu erschaffen nur um den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Versteht mich nicht falsch. Gute Grafik macht keine guten Spiele aus, aber ich weiß was im Jahr 2014 möglich ist und möchte eine entsprechende Leistung dann auch bei den selbsternannten Leadplattformen sehen. Wer meint er hat das Zeug dazu den Markt zu führen, der soll mir auch eine ausgereifte Performance bieten und nicht mit gefälschten E3-Demos aufwarten und zwei Jahre später seine Kunden verprellen.

Denn auch Totalbiscuit erkennt ganz richtig, dass ein Kia natürlich genau so schnell ist wie ein Bugatti Veyron, wenn ich die Geschwindigkeit auf 65 km/h begrenze.

Also bitte Ubisoft: Hebt das Speed-Limit auf, damit ich mein Auto ausreizen kann! Unsere Autobahnen sind doch dreispurig. X1 und PS4 dürfen ja gerne rechts fahren, aber lasst mir doch die linke Spur, denn dafür ist sie da!

 

LG bersi